Den „Toten Winkel“ kennt Ihr sicherlich vom Autofahren. In der Fahrschule hörte man was von „Schulterblick„. Ist das immer noch so? Bei mir war es so vor fast 30 Jahren. Heute jedoch gibt es kleine Helferlein im Auto. Totwinkelwarner melden dem Fahrer im Außenspiegel mittels einem Warnlicht und einem Warnton, dass ein Spurwechsel nicht so smart wäre. Diese Systeme finden sich langsam aber sicher in immer mehr Fahrzeugen.

Doch dabei wird es nicht bleiben. Blieb es auch nicht. Der nächste Schritt war logischerweise die Einführung eines aktiven Systems. Im Unterschied zu passiven Systemen wird nicht mehr nur gewarnt, sondern auch aktiv in das Fahrmanöver eingegriffen. Heißt? Es bremst einseitig den Wagen aus und bringt den Wagen wieder auf Spur. Das schaut Euch in Ruhe im Video von Daimler (siehe unten) an und lest Euch das Verfahren in Ruhe auf dem Daimler-Blog durch. Es wird ab 30 KM/h aktiviert und bremst den Wagen autonom aus der Gefahrenzone, lenkt damit nicht „via Lenkrad“. Wie es sich beim Bremsmanöver verhält? Ist das radikal oder weich? Rauscht dann ein PKW von hinten rein? Ich gehe davon aus, dass es sich um leichte und kurze Bremsmanöver ohne markanten Geschwindigkeitsverlust handelt. Aber da werde ich bei Daimler nachfragen.

Update, Antwort von Marc J. Christiansen, seines Zeichens Betreiber von fuenfkommasechs.de und profunder Kenner der Mercedes-Baureihen:

Der Totwinkel-Assistent wird in zwei verschiedenen Ausbaustufen optional in einem Paket mit anderen angeboten.

Code 234: Totwinkel-Assistent, hierbei wird der Fahrer lediglich gewarnt (durch die Dreiecke im Spiegelglas & akustisch) wenn die Nahbereichsradarsensorik links und rechts im hinteren Stoßfänger ein Objekt im Toten Winkel erfasst haben.

Code 237: Aktiver Totwinkel-Assistent, hierbei werden nicht nur Radarsensoren (vorne wie hinten), sondern auch videobasierte Informationen herangezogen. Der Verkehrsraum seitlich und vor dem Fahrzeug wird ständig überwacht und so auf die Möglichkeiten einer Ausweichsituation hin überprüft.

Wird nun eine drohende seitliche Kollision erkannt, so wird ein kurskorrigierender Eingriff durch selektives bremsen einzelner Räder durchgeführt. Dies wird akustisch wie auch optisch dem Fahrer angezeigt, u.a. auch im Kombiinstrument. Hierbei ist ein äusserst komplexes Regel- und Abwägungsnetzwerk aktiv das innerhalb kürzester Zeit die sinnvollste Maßnahme errechnet und durchführt. Die Bremseingriffe finden mit unterschiedlicher Intensität statt und werden durch die Parameter der gefahrenen Geschwindigkeit und der Aktivitäten im Verkehrsraum vor dem Fahrzeug bestimmt – sie sind aber nicht sonderlich stark, da es hierbei lediglich darum geht das Fahrzeug zurück auf Kurs zu bringen und es nicht nennenswert zu verzögern!

Beide Systeme sind zwischen 30 und 250 Km/h aktiv, jedoch werden kurskorrigierende Bremseingriffe nur bis 200 Km/h durchgeführt.

Seit wann existiert dieses System bei Daimler? Seit ca. 2010, siehe Bericht auf dem Mercedes-Passion Blog dazu: Neue Fahrer-Assistenzsysteme – Premiere: Aktiver Totwinkel-Assistent und Aktiver Spurhalte-Assistent mit Bremseingriff. Ihr könnt ja gerne Euren Hersteller fragen, warum es so lange dauert, dieses System einzuführen, sollte Euer Neuwagen das nicht haben;) Ich würde mir wünschen, dass derartige Systeme schneller in der Breite Einzug halten. Und jeder von uns kennt sicherlich die Situation, in die Bredouille gekommen zu sein, einen Beinaheunfall verursacht zu haben. Nur weil man unachtsam war, den Biker übersehen hat oder sich verrechnet hat, den Abstand zu einem anrauschenden Auto mit hoher Geschwindigkeitsdifferenz korrekt einzuschätzen. Auf der Autobahn ist das nicht gerade ein Späßle.

Das Video dazu:

Ist das alles? Nicht alles. Nur ein Teil, PKWs sicherer zu machen. Auch für Fußgänger. Einen kompletteren Auszug aus den modernen Sicherheitstechniken habe ich im Volvo V40 Artikel verbloggt. Volvo hat hiermit sein Image als sicheres Auto ganz weit in den Vordergrund gestellt. Und macht Daimler im Kernsektor – sichere Autos zu bauen – Konkurrenz damit.

Und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Der PKW der Zukunft wird mit einem Wagen aus dem 20. Jahrhundert kaum noch vergleichbar sein, wenn wir uns den Trend anschauen, immer mehr elektronische Systeme im Wagen zu verbauen. Es geht nicht nur um Sicherheit alleine, sondern auch um Komfort aber auch Entertainment. Gerade in dem letzteren Bereich wird noch weitaus mehr passieren als bisher irgendwelche Radios zu verbauen.

Blogger seit 2003. Technikaffin, neugierig, am technischen Wandel der Zeit interessiert, Anhänger und Skeptiker des Fortschrittsglaubens. Track Record meiner ex-Blogs: MEX-Blog 2003-2005 (Wirtschaftsblog), WoW-Blog 2005-2009 (Gamingblog), 321Blog 2007 (eBay), BasicThinking 2003-2009 (Tech&Startups). Aktive Blogs: RobertBasic.de seit 2009 und Buzzriders.com seit 2011.

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