Schauts Euch nur gut an. Bald könnt Ihr es sonst wohin stecken oder im Museum bestaunen. Eure Kinder werden es jedenfalls nicht mehr kennen!
Diese News ist in der Tat spannend, Deutsche Kreditwirtschaft:
Mit girogo führt die Deutsche Kreditwirtschaft ein neues gemeinsames Markenzeichen für die neue Funktion des kontaktlosen Bezahlens mit der Bank- oder Sparkassenkarte ein. Die deutschen Kreditinstitute starten zugleich das größte Pilotprojekt Europas zum kontaktlosen Bezahlen im Großraum Hannover, erweitert um die Städte Braunschweig und Wolfsburg. Über 1,3 Millionen Kunden der Banken und Sparkassen können in diesen Regionen ab Mitte April 2012 im teilnehmenden Einzelhandel und an Tankstellen in weniger als einer Sekunde Beträge bis 20 Euro schnell und bequem kontaktlos über ihren Prepaid-Chip auf ihrer girocard fast im Vorbeigehen an der Kasse bezahlen.
Wie funktioniert konktaktloses Bezahlen?
Das einfache Geheimnis ist die sogenannte „Near Field Communication„-Technik. Die Wikipedia dazu: „…ist ein internationaler Übertragungsstandard zum kontaktlosen Austausch von Daten über kurze Strecken von bis zu 4 cm„. So wird die neue EC-Karte der Sparkassen mit einer derartigen NFC-Technik ausgestattet sein und erlaubt damit das kontaktlose Bezahlen. Dranhalten und ciao. Im Grunde genommen wurde der Geldchip mit einem Funkmodul ausgestattet? Richtig.
Warum 20 Euro?
Das Bankmagazin dazu in „girogo – das NFC-Pilotprojekt der Deutschen Kreditwirtschaft„:
Da der Anteil der Kleinbeträge (bis zu 20 Euro) bei Zahlungen im Handel bei knapp 80 Prozent liegt, haben sich die Projektverantwortlichen, so Werner Netzel, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), insbesondere für die Edeka-Gruppe als Akzeptanzstelle entschieden. Akzeptanzstellen neben der weiteren Kooperation mit der Douglas-Holding und Esso sind derzeit in Planung.
Es handelt sich damit um ein künstliches Limit. Einerseits um den Befürchtungen der Kunden entgegenzukommen, im Verlustfall einen nicht zu großen Schaden zu erleiden. Und andererseits kommt es natürlich dem am Piloten angeschlossenen Handel entgegen, den Großteil der Kaufvorgänge mit dieser Karte abwickeln zu können, insofern der Kunden die Karte entsprechend nutzt. Ob es bei den 20 Euro bleibt? Selbstverständlich wird es das nicht! Wo denkt Ihr denn hin;)
Wo gehts genau los?
Der erste Schwung an Kunden – die Sprache ist von 1,5 Mio Sparkassenkunden im Zeitraum April 2012 – kann seit dem 29.03. in einer ersten Pilot-Tankstelle von Esso in Hannover mit der neuen Karte bis zu 20 Euro zahlen, ohne eine PIN eingeben zu müssen (siehe Handel.de für die genaue Location der Tankstelle). Die Karte muss lediglich in die Nähe eines Lesegerätes an der Kasse gehalten – dahinter steht schließlich die NFC-Technik – werden und das war es. Wieviel Nähe? Es wird von 4 cm gesprochen. Bei den angeschlossenen Handelsunternehmen handelt es sich u.a. um Esso-Tanken, Edeka- und Douglas-Läden.
Fein planen, groß denken
Der Plan der Sparkassen ist, bis 2015 45 Millionen Kunden mit einer neuen girogo-Karte im üblichen Austauschverfahren auszustatten. Die anderen Privatbanken werden das Ergebnis dieses Feldversuchs abwarten und gegebenenfalls auch ihre Kunden damit beglücken.
girogo Aufladeverfahren
Das Aufladeverfahren bietet unterschiedliche Möglichkeiten. Der Kunde kann an einem Geldautomaten die Karte aufladen (wie mit Karten, die einen herkömmlichen Geldchip haben). Oder direkt im Handel an einem entsprechend ausgestatteten Gerät. Er kann ein sogenanntes Abo-Verfahren nutzen, um den Aufladevorgang noch bequemer zu gestalten. Hierbei wird ein fixer Betrag (35 Euro mit PIN) auf die Karte geladen, sobald das Guthaben aufgebraucht wird oder ein anderer Betrag ohne PIN-Eingabe, den der Kunde vorab seiner Bank mitgeteilt hat. Wir sehen schon an diesen Ansätzen, dass die Möglichkeiten recht variabel gestaltet sind und für jeden Kundengeschmack etwas dabei sein dürfte.
Vorteile
Für den Kunden wie auch den Handel bietet dieses System den Vorzug, dass der Bezahlvorgang gegenüber einer Bargeldzahlung angeblich 25% schneller sei und 50% gegenüber einer herkömmlichen Kartenzahlung via EC/Kredit. Händlerseitig verspricht man sich damit einen kürzeren Wartevorgang in der Schlange und natürlich Kostensenkungen, die mit dem Bargeld-Handling einhergehen.
Kosten
Was den Handel girogo kostet? Das ist gestaffelt: 1 Cent bis 5 Euro, 2 Cent bis 10 Euro und 3 Cent für Zahlungen bis 20 Euro. Also ca. 1%-0,2%, 0,4-0,2% und 0,3%-0,15%. Und was es den Kunden kostet? Soweit ich sehen konnte, werden dem Kunden keine Extragebühren durch die Nutzung der girogo-Karte abgeluchst.
Akzeptanz
Und wieso glaube die Sparkassen, dass der Kunde diese Form von neuartiger Bezahlung akzeptieren wird? Hierzu ein Zitat aus dem Bankmagazin, die sich auf eine Studie berufen:
43 Prozent der Befragten können sich gut vorstellen, in Zukunft kontaktlos zu bezahlen. Für die restlichen 57 Prozent ist es unter bestimmten Umständen denkbar. Wichtig scheint den Nutzern dabei das Bezahlmedium zu sein: 58 Prozent sind bereit, mit der girocard (ehemals ec-Karte) kontaktlos zu bezahlen. Mit dem Smartphone würden 50 Prozent Rechnungen per NFC begleichen. Für 41 Prozent wäre das mit der Kreditkarte denkbar. Wo sie kontaktlos bezahlen wollen, wissen die Verbraucher bereits genau: Beim Parken (58 Prozent), im Öffentlichen Personennahverkehr (55 Prozent), an Tankstellen (54 Prozent), beim Shopping im Allgemeinen (42 Prozent) sowie für den schnellen Einkauf im Lebensmitteleinzelhandel (37 Prozent).
Druck zu Handeln
Offensichtlich ist die deutsche Bankenlandschaft der Meinung, sich vor zunehmender Konkurrenz aus dem IT-Sektor wappnen zu müssen. So seien Konkurrenten wie Telekom, Vodafone, Google und neuerdings sogar Apple ausgemacht worden. All diese Unternehmen würden über die technologischen Möglichkeiten verfügen, ihre Systeme auf den Markt zu drücken. Sei es nun aufgrund von Trägergeräten wie Smartphones (die in naher Zukunft allesamt einen NFC-Chip haben werden) oder sei es aufgrund der schieren Marktgröße dieser Unternehmen und ihrer Bedeutung im digitalen Kundensektor. Diese Vermutung äußert Mobilbranche.de aber auch das Bankmagazin.
Ab in die Öko-Tonne mit dem Alt-Geldsystem unserer Vorväter!
Tja, liebe Leser. Der Zahn der Zeit nagt am Geldschein. Es ist ein nur allzu natürlicher Prozess, dass Geld in physischer Form endlich vom Planeten verschwindet. Es mutet im 21. Jahrhundert absolut altbacken an, mit Papierscheinen und Münzen zu bezahlen. Es mag zwar sein, dass es extrem mobil ist, aber digital ist es das noch ungleich mehr. Schluss mit dieser Ressourcenverschwendung! Physisches Geld war zudem immer nur eine sehr indirekte Werteinheit. Seit jeher überstieg das gesamte Vermögen und Kapital den Bargeldumlauf einer Volkswirtschaft um ein Vielfaches. Was aber damit einhergeht? Das anonyme Bezahlen wäre damit ad acta gelegt. Selbstverständlich werden bei jedem Bezahlvorgang via NFC-Karte die Transaktionsdaten hinterlegt. Kontoinhaber = Name. Betrag. Ort, Zeit.
Ich freue mich speziell aus einem einfachen Grund: Das Herausfischen von Kleingeld ist mir mühsam. Als Weitsichtiger fällt es schwer, die kleinen Münzen voneinander zu unterscheiden. Ich fühle eher die Größe, denn den Betrag auf der Münze zu sehen.
Foto von Images_of_Money / Taxbrackets.org, CC-Lizenz