Die FAZ berichtet über den Kobalt-Abbau: Der Weg zum Elektroauto führt über den Kongo (bitte vorab lesen). Da Kobalt aber auch andere Rohstoffe im Zuge der Elektromobilität zum Einsatz kommen werden, darf und muss man sich fragen, wie und ob Autohersteller in der Verantwortung stehen.
Audi / Volkswagen AG
Hierzu habe ich Autohersteller befragt und Audi hat am schnellsten geantwortet. Das Vollzitat:
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Wir haben uns bei Audi intensiv mit dem Thema seltene Erden auseinander gesetzt. Zum Beispiel Kobalt: Audi bezieht Kobalt nicht direkt. Jedoch tauschen wir uns intensiv mit unseren Batteriezellen-Lieferanten über Nachhaltigkeit in deren Lieferketten aus.
Die Wahrung von Menschenrechten ist Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsanforderungen, die in unsere Lieferverträge integriert sind. Unsere Lieferanten sind verpflichtet, diese Anforderungen wiederum an ihre Lieferanten weiterzugeben. Alle Hinweise auf Verstöße nehmen wir sehr ernst und gehen diesen unmittelbar und konsequent nach.
Darüber hinaus haben wir an einer branchenweiten Risiko-Analyse für die HV-Batterie-Lieferkette teilgenommen, die der UN Global Compact initiiert hat. Ziel war es, die Risiken für Menschenrechtsverletzungen zu erfassen. Diese Initiative werden wir mit tiefergehenden Analysen der Lieferkette fortführen. Außerdem hat der VW-Konzern eine Tiefenanalyse der Kobalt-Lieferkette gestartet. Die Erkenntnisse aus diesen Studien berücksichtigen wir bei künftigen Beauftragungen.
Zusätzlich haben wir im Frühjahr unser Nachhaltigkeits-Engagement noch ausgeweitet, indem wir ein Nachhaltigkeits-Rating für Lieferanten inklusive eines umfassenden Vor-Ort-Checks an dessen Produktionsstandorten eingeführt haben. Das Rating starten wir u.a. bei den Lieferanten für den Audi e-tron. Weitere Infos dazu: Neues Rating bei Audi: Nachhaltigkeit entscheidet bei Lieferanten-Vergaben. Ebenso wurden unsere Nachhaltigkeitsanforderungen an Lieferanten (.pdf / Code of Conduct für Geschäftspartner) veröffentlicht
Auf Seite 17 ist folgender Passus zum Thema Konfliktmineralien zu finden:
5. Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für Minerale aus Konflikt- und Hochrisikogebieten
Der Volkswagen Konzern erwartet von seinen Lieferanten, dass jegliche von konfliktbehafteten Schmelzen stammenden Mineralien vermieden werden. Mineralien werden als konfliktbehaftet eingeordnet, wenn durch die Gewinnung, den Transport, den Handel, die Handhabung / Bearbeitung oder durch den Export nichtstaatliche bewaffnete Gruppen direkt oder indirekt unterstützt werden.
Informationen zu den vom Lieferanten oder Sub-Lieferanten genutzten Schmelzen oder Raffinerien für Mineralien, wie z.B. Zinn, Tantal, Wolfram und Gold, müssen auf Anfrage von Volkswagen an den Konzern übermittelt werden. Volkswagen empfiehlt zu diesem Zweck die Verwendung der standardisierten Reporting-Vorlage (Conflict Minerals Reporting Template) der conflict-free sourcing initiative (cfsi). Mithilfe der Daten der cfsi wird Volkswagen seine Lieferanten, die in einer Geschäftsbeziehung mit einer konfliktbehafteten Schmelze oder Raffinerie stehen, über die Möglichkeiten zur Nutzung konfliktfreier Schmelzen oder Raffinerien informieren.
Unsere Lieferanten werden dazu aufgefordert, ihrer Sorgfaltspflicht entlang der Lieferkette gerecht zu werden. Hierzu gehört die Implementierung von Maßnahmen, welche sicherstellen, dass die vom Lieferanten genutzten Mineralien – insbesondere Tantal, Zinn, Wolfram und Gold – nicht zur direkten oder indirekten Förderung oder Unterstützung bewaffneter Konflikte beitragen.
Die Anforderungen zur Sorgfaltspflicht sind eine Erweiterung der oben genannten Nachhaltigkeitsanforderungen zu Umweltschutz, Rechte der Mitarbeiter, transparente Geschäftsbeziehungen und faires Marktverhalten, welche integrale Bestandteile der Durchführung der Sorgfaltspflicht sind.
Weitere Antworten werde ich – falls welche eintrudeln – hier einfügen.
Das obige Bild ist übrigens keine Kobalt-Mine, sondern ein Kohletagebau und dient als Symbolbild. Credits: Max Phillips (Jeremy Buckingham MLC), Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0)
Es ist schon spannend, welche Argumente vorgebracht werden, um das eigene Handel unter der Berücksichtigung der Nachhaltigkeit, des Klimaschutzes und der Menschenrechte zu rechtfertigen.
Da behaupten Hersteller von E-Autos, dass deren Fahrzeuge mit Null-Emission fahren, wenn die Energie aus regenerativen Quellen stammt.
Wir haben z.B. in Deutschland einen Bedarf an X MegaWatt elektrischer Energie, die zum großen Teil in Kohlekraftwerken erzeugt wird.
Jetzt kaufe ich mir ein E-Auto und erwerbe einen Anteil an einem Windrad in der Nordsee. Das natürlich nicht in echt, aber ich habe einen Vertrag mit einem Öko-Stromanbieter, der dieses Windrad betreibt. Der Bedarf aller anderen Bundesbürger an Energie wird dadurch nicht geringer und die Kohlekraftwerke laufen weiter. Die anderen wollen ja auch Strom haben. Somit bleibt die Menge des „schmutzigen“ Stroms gleich.
Wenn ich mir statt dessen kein E-Auto kaufen würde, könnte die zusätzliche Energie meines Windrades genutzt werden, einen Teil der Kohle-Energie einzusparen. Jetzt habe ich genau die Menge, die mein Auto verbraucht hätte, genutzt, um etwas für die Umwelt zu tun.
Das ist jetzt kein Plädoyer dafür, dass Verbrenner die bessere Alternative sind. Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass wir erst emissionsfrei fahren, wenn kein Kohlekraftwerk mehr in Betrieb ist. Alles andere ist Marketing und Volksverdummung.
Genauso sehe ich das mit der Aussage des Audi-Pressesprechers.
Der Bedarf an Kobalt ist vorhanden. Der Großteil kommt aus dem Kongo unter den inzwischen bekannten Umständen. Natürlich gibt es auf der Welt auch geringe Vorkommen, die unter menschenwürdigeren Bedingungen abgebaut werden. Wenn Audi sich jetzt diese krallt und von dort mit gutem Gewissen bezieht, müssen andere, die sonst dort gekauft hätten, statt dessen im Kongo kaufen, denn sie wollen ja ihre Produkte (Bohrschrauber, Smartphones, Rasenmäher, …) mit Akkus ausstatten. Mit dieser politischen Entscheidung von Audi mögen vielleicht deren Akkus moralisch vertretbar hergestellt werden, die Menge des im Kongo abgebauten Kobalts wird dadurch aber nicht geringer und die Gesamtsituation ist nicht ein bisschen besser geworden.
Nur wenn durch die Entscheidung von Audi weniger Kinder in die Gruben müssen, würde ich Audi für diese Entscheidung loben.
zum Bezug Elektroauto und Fahren mit lokaler Emissionsfreiheit: Wenn das vertiefend interessant ist, findet sich dazu eine ausführlichere Behandlung hier
https://www.buzzriders.com/2017/06/elektromobilitaet-was-bringt-es-wirklich/
Dort gehe ich u.a. auf die Frage des Strommmixes ein.
Zum Thema Rohstoffabbau und Einwirken auf die Lieferantenketten: Das wird afaik in der Praxis immer konsequenter gehandhabt. Insofern ist nicht klarer Sonnenschein, doch man sieht die Bewegung in die richtige Richtung deutlich.