Die Deutsche Bundesdruckerei hatte einen sogenannten eIDEE-Wettbewerb ausgelobt. Warum? Um Anwendungsideen für den neuen Personalausweis zu entwickeln, den in wenigen Jahren mehr oder minder alle Bundesbürger besitzen werden. Mit dessen Hilfe lassen sich u.a. über das Netz elektronische Identifikationsverfahren aufsetzen (via persönlichen aber auch anonymen Datenaustausch).
Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen! Da wird ein wesentliches Dokument unseres Staatswesens herausgegeben, aber so wirklich interessieren sich die Bürger nicht dafür. Höchsten gibt es Unkenrufe, wie schlimm diese neue Überwachsungsfunktion sei. Was man auch mit einem „schade“ betiteln kann, denn die praktischen Anwendungsszenarien gerade im Bereich der Abkürzung papierhafter Bürokratiewege sind unzählig. Aber auch in der Privatwirtschaft, um zahlreiche Rechts- und Identifikationsvorgänge zügiger abzuschließen (inkl. der Möglichkeit, mit einem Pseudonym zu arbeiten, ohne die persönlichen Daten übermitteln zu müssen).
Genau darum ging es also beim Wettbewerb. Um die Ideenvielfalt voranzubringen. Insgesamt gingen 123 Einreichungen ein. War das jetzt die Ideenexplosion? Wir wissen es nicht, denn am 31.10. wurden die Preisträger in Berlin vorgestellt. Drei von 123. Was mit den restlichen 120 Ideen ist, wissen wir nicht. Ich finde es schade, dass man über diese öffentlich nichts in Erfahrungen bringen konnte. Womöglich kommt da noch etwas, aber ich glaube es nicht wirklich.
Auf alle Fälle habe ich Euch zwei der drei Preisträger vor die Kamera mitgebracht, damit die Euch persönlicher erklären können, wie sie auf die Idee kamen und was sie beinhaltet. Einmal geht es um eine Computer namens „Fred“, der nicht mehr so heißt und einmal geht es um eine Berufspendler-Idee: Der tragbare Daten- und Anwendungssafe „picosafe“ der embedded projects GmbH und „Naris“, ein Dynamic-Ridesharing-System von Peter Kühn.
Ausblick, wie geht es weiter?
Wie es nun der Bundesdruckerei gefallen hat und ob sie mit den Ergebnissen zufrieden ist? Wird es einen zweiten Wettbewerb geben, der noch umfangreicher und eventuell auch Bürger näher ausfällt? Das erfahrt Ihr im Interview, das demnächst erscheint.
Nochmals, ich finde es wichtig, die Entwicklungen in diesem Bereich aufzuzeigen. Der Personalausweis ist das mit Abstand wichtigste Identitikationsinstrument unseres Staates. Und in einer digialen Welt wird er womöglich eine große Rolle spielen. Zwar nicht ganz so radikal, wie ich es in meinem Gastbeitrag konstruiert hatte („Der neue Ausweis für open Government und soziale Medien“ und „2020: Der Personalausweis für virtuelle Identität„). Aber die Selbstverständlichkeit, wie wir heute den „ePass“ womöglich ablehnen, wird sich ins Gegenteil verkehren. Ich glaube, dass es lediglich eine Frage der Zeit ist und von der Anzahl der Nutzungsvorkommen abhängt. Je häufiger in einer Zeit X der ePass Verwendung erfährt, umso eher wird das früher oder später mit „voll normal“ ad acta gelegt.
Aber ist es nicht spannend, wie unsexy uns der Perso in Verbindung mit elektronischer Identitätsfunktion erscheint, solange wir uns damit nicht präsentieren können, keine Freundschaften schließen können, nicht poken noch liken können? Im Gegensatz dazu erscheint uns eine HTML basierend Ansammlung von Identitäten spannend. Es nennt sich Facebook.
Ob Milos Willing eine Meinung auf Trendlupe.de dazu hat? Er war nämlich auch da und hat seine Impressionen festgehalten: eIDEE Preisverleihung der Bundesdruckerei, Wettbewerb für den Digitalen Handschlag. Wir haben uns nach dem Event stundenlang den Kopf zerbrochen und fanden einige Lösungen, die wir sexy finden. Vielleicht reichen wir ja wirklich Ideen zum nächsten Wettbewerb ein, der laut Bundesdruckerei geplant sei.