Unter dem Aspekt, dass auf Buzzriders Konzepte gezeigt werden sollen, wie man sich auch mobile Zukunft vorstellen kann, finden wir mit der Einführung des neuen Smarts ein ganzes Paket voll. Das nicht nur als Auto ein Thema ist, sondern als gesamtes Konzept mobiler Möglichkeiten zu betrachten ist. Ein schöner Indikator dafür, dass mobile Zukunftswelten weit mehr als nur das bloße Autoprodukt sind. Daher werden es vier Artikel um einen Miniflitzer herum sein.

Im ersten von insgesamt vier Artikeln gehe ich auf den „Smart fortwo electric drive“ ein. Wie er sich fährt, wie weit man kommt und was der Spaß kostet.

Im zweiten Artikel wird es um den „Tamagotchi-Effekt“ gehen, ein ganz und gar spannendes Thema, das alle Autofahrer betreffen wird, ob nun mit herkömmlichen oder alternativen Antrieben. Darin gehe ich natürlich auch auf das Nachladen ein, wie lange es dauert, was man dafür alles braucht und wie man den Wagen via mobiler App streicheln kann.

Im dritten Artikel gehe ich auf die Fragen der Infrastrukur in öffentlichen Räumen ein, einem hochspannenden Thema, das aufzeigt, welche Notwendigkeiten sich im Zuge der Markteinführung von Stromern allgemein für alle Autohersteller ergeben. Und wie Daimler/Smart das angehen.

Im letzten Artikel zeige ich Euch bisschen was zum komplettierenden Gesamtkonzept von Smart, nämlich dem eBike. Dann sollte sich die gesamte E-Welt von Smart so einigermaßen erschlossen haben.

Erstmal einige Eindrücke vom Elektro-Smart, den es in der Cabrio- und in der Coupe-Variante gibt (Obacht, habe Pressefotos von Smart verwendet. Sollte das zum Kauf verführen, betrachtet es als Beeinflussung;)
Smart fortwo electric drive Coupe
Smart fortwo ed Coupe hinten
Smart fortwo electric drive Cabrio beim Nachladen
Smart fortwo electric drive Carbio
Smart fortwo electric drive Cabrio
Smart Innenraum
Smart Innenraum
Smart Innenraum

Beginnen wir mit dem Auto, das manche als solches so nicht bezeichnen. Smart hat in diesem Monat den Nachfolger der ersten Version des 100% elektrisch angetriebenen Smart heraus gebracht, der sich beim damaligen Fahrtest in der Version 1 (anno 2009/2010?) wie eine viel zu schwere Straßenbahn fahren ließ. Man gab Gas und… konnte währenddessen Zeitung lesen oder einschlafen.

eFloh

Genau an diesem Ansprechverhalten hat Smart gearbeitet und dem Elektromotor mehr Saft verpasst. Das Fahrgefühl ist nun wie ausgewechselt. Man gibt Gas und der Floh geht wie eine Rakete ab. Bei einigen Anfahrtests im Berliner Verkehr durften selbst stärker motorisierte PKWs mit profanen Verbrennungsmotor (banal ausgedrückt: Treibstoff wird gezündet und das entfachte Feuer wird in Bewegungsenergie umgesetzt; ganz schön archaisch dieses Prinzip im Grunde genommen) große Augen machen und das ging zudem so gut wie geräuschlos von statten .

Ich bin absolut kein Smart-Fahrer (stehe auf dicke, fette Autos mit langen Radstand), aber der Flitzer hatte mir ungelogen richtig viel Laune im Straßenverkehr bereitet. Bremsen, halten, auf Gas-Geben wieder freuen und ab die Post! Klein ist er sowieso und passt zwischen jede Lücke, flutscht und flitzt und pudelwohlt sich im Berliner Straßenverkehr. Ihr merkt schon , ja doch, es hat einfach nur Spaß gemacht! Die typischen, fiesen Unebenheiten der Berliner Straßen nimmt der Floh wie ein Floh, hoppelt und hüpft sich einen. Normalerweise nervt mich das, aber hier war es mir komischerweise ebenso ein Vergnügen. Es gehört halt dazu.
Smart fortwo electric drive Coupe
Smart electric drive Coupe

Reichweite

Viel mehr als Nah-Straßenverkehr sollte es aber auch nicht sein. Klar kann man den Floh auf Autobahnen und Landstraßen ausführen, der Akku beschleunigt sogar bis maximal 125 KM/h, was zum Überholen von LKWs, Wochenendefahrern und Traktoren locker ausreicht. Die künftigen Besitzer werden auf Umlandwegen über 145 KM nicht hinauskommen, denn so weit reicht maximal die Power der Batterie. Was für so ein kleines Urvieh ganz schön weit ist, aber eben nicht die Welt. Soll es auch nicht sein. Es ist ein mobiles Konzept für den urbanen Verkehr. Punkt. Und das ist ein grandioses Konzept. Pendeln von zu Hause zur Arbeit und zurück braucht auch keine 300 KM, sondern in der Regel zwischen wenigen Kilometern bis 30/40 KM im Umland von Frankfurt, um eine konkrete, typische Pendelregion zu nennen.
smart fortwo ed Innenraum
Smart fortwo electric drive Tacho

Kosten

Einmal volltanken kostet umgerechnet beim „Smart fortwo ed“ ganz grob 3 Euro, Strom natürlich. Einmal tanken mit einem normalen PKW für 145 KM? Im besten Falle 7-8 Liter, im schlimmsten Fall auch schon mal 15-25 Liter. Je nachdem ist man mit einem Verbrennermotor Einiges mehr an Scheinchen los.

Vergleichen wir das mal mit einem Skoda CitiGo: Der kostet um die 10.000-13.000 Euro, je nach Ausstattung und Sonderwünschen. Ist wie der „Smart fortwo ed“ ein Cityfloh. Schluckt um die 5-6 Liter im Straßenverkehr. Was kostet der Smart? Der Smart kostet als Coupe 18.910 Euro und als Cabrio 22.000 Euro (Kauf, Leasing, Finanzierung möglich). Ihr könnt nun mit einer Fahrleistung von 12.000 KM pro Jahr mal hochrechnen, ob sich das „lohnt“. Hinsichtlich der Treibstoffersparnis. Klare Antwort: Nein! Das heißt was? Das heißt ganz einfach, dass der Smart immer schon ein Statement war und mit dem Smart fortwo eletric drive umso mehr eins bleibt. Lifestyle wird hier eindeutig mit Nachhaltigkeitsbewusstsein verbunden. Ein Skoda CitiGo ist hingegen ein Statement für Kunden mit knappen Budgets und viel Ratioansprüchen an das Auto als „bring mich halt in drei Gottes Namen von A nach B, schone meinen Geldbeutel und gut ist sonst„.

Die Batterie

Smart hat sich bei der Batterie eine Besonderheit einfallen lassen. Der Käufer kann die Batterie mieten und muss dafür 65 Euro pro Monat an Miete zahlen. Das inkludiert kostenlose Checks in der Werkstatt bis hin zum kostenlosen Austausch der Batterie, sollte die Ladekapazität nachlassen. Was in den ersten 10 Jahren so nicht passieren soll laut Smart. Da aber Käufer laut Smart diese Bedenken beim ersten Modell hatten, hat man geschickt das sogenannte „sales & care“ Angebot eingeführt. Wer keine Bange hat, muss die Batterie statt mieten eben kaufen. Das kostet schlappe 4.500 Euro ungefähr obendrauf zum Wagenpreis. Übrigens, ein Gebrauchtwagenkäufer kann sich entscheiden, die Miete zu übernehmen oder zu kündigen, vica versa.

Geräuschkulisse

Eine Batterie macht keine Geräusche. Die Vögel zwitschern, die Bürger machen beim Gehen mehr Krach als die Autos. Wäre das nicht eine urbane Traumvorstellung angesichts heutiger Krachkullissen? Absolut, absolut. Bis Tempo 30 soll das Auto nahezu geräuschlos fahren, bis dann die Wind- und Abrollgeräusche richtig hörbar werden für Außenstehende.

Und dennoch stört mich beim Smart die Tatsache, dass man zwar dem Wagen einen Soundchip verpasst hat. Der macht sich aber so gut wie nicht bemerkbar. Beim geräuschlosen Anpirschen von hinten hast Du eine gute Chance, die Leute vor Dir zu erschrecken. Nein, das ist es nicht. Es ist mehr die Tatsache, dass ein Smart ein Statement ist. Lifestyle mit Spaß verbindet. Für mich gehört Musik dazu. Welche Art von Musik sollte demnach ein Smart machen? Wie sollte sich ein Smart anhören? Wofür steht ein Smart? Die Ingenieure haben sich nach langen Hin und Her für ein dröges Surren entschieden, das künstlich erzeugt wird (bis Tempo 30). Viel langweiliger geht es nicht mehr. Ich bin kein Klingelton-Fan, aber etwas mehr Fantasie wäre drin gewesen. Zumal es doch nicht so wild wäre, würde man es dem Fahrer überlassen, ob er ein dröges Surren haben möchte oder eine andere Kulisse präferiert.

Fazit und Ausblick

Ich bin überrascht, wie mich dieses mobile Konzept überzeugt hat. Es ist in der Tat ein Statement und es ist ein Fun-Mobil. Obgleich erwartet wird, dass sich rund 60% aus Gewerbetreibenden den Wagen gönnen werden (aus Imagegründen natürlich). Du sitzt im Wagen bzw. diesem Flohflitzer, links und recht stinken die Verbrenner und machen Krach. Es ist die Zukunft. Eindeutig. Ob alle in Zukunft derartige Autos fahren werden? Fragt sich, wie lange diese Zukunft noch braucht. Denn eins ist klar: Die Batterietechnologie lässt laut Ingenieuren keine Sprünge bei der Reichweite zu. Man wird hier und da mit Kniffen (Gewicht, Software inkl. Lademanagement) womöglich bis zu 20% mehr herausholen können. Wer längere Fahrten machen muss, der wird an Verbrennern weiterhin nicht vrobeikommen (abgesehen von hybriden Lösungen oder gar Wasserstoff-angetriebenen Autos, aber das ist ein eigenes Thema für sich). Da sich aber laut Forschern das Leben stärker in urbanen Gebieten abspielen wird, angesichts sinkender Bevölkerungszahlen, gehören solchen Mobilkonzepten die Zukunft. Klein, wendig, wenig Parkraum in Anspruch nehmend, Luft und Ohren schonend, kurzum, mehr davon!!!

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Blogger seit 2003. Technikaffin, neugierig, am technischen Wandel der Zeit interessiert, Anhänger und Skeptiker des Fortschrittsglaubens. Track Record meiner ex-Blogs: MEX-Blog 2003-2005 (Wirtschaftsblog), WoW-Blog 2005-2009 (Gamingblog), 321Blog 2007 (eBay), BasicThinking 2003-2009 (Tech&Startups). Aktive Blogs: RobertBasic.de seit 2009 und Buzzriders.com seit 2011.

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