So langsam aber sicher kommen die Autofirmen auf den Trichter, was sich mit dem vernetzten Auto anstellen ließe. Woran man das sieht? Auch an dieser Idee, die ich kurz vorstellen möchte:

Das neue Navigationssystem des Audi A3 enthält ein Feature namens „Bildernavigation„. Das finde ich total geekig und einen kleinen Knaller mit Potential.

Wie man „reinkommt“? Zunächst einmal das Menue des gesamten „MMI“ aufrufen. So nennt Audi das Computersystem, das den Fahrer beglückt und umgekehrt der Fahrer anfassen darf. Was enthält das Grundmenue? Telefon, Navi, Connect (=“Internet“), Radio, Media, Wagen-Setup. Dort ab ins Navi-Menue und dann den Punkt „Bilderziele“ aufrufen.
MMI Screen Grundmenue

Wie groß ist eigentlich der Monitor? 7 Zoll. Reicht völlig aus. Wie man das System grundsätzlich bedient?
MMI Screen, 7 Zoll
Der Monitor wäre für Touch-Eingaben mit 7 Zoll groß genug. Geht aber nicht. Der Monitor ist nur zum Anzeigen da. Warum? Audi meint, der Schirm ist zu weit vom Fahrer entfernt und zweitens würde der Monitor in der Halterung beschädigt werden, wenn man mit seinen Fingern ständig drauf „herumbatscht“.

MMI Touch
Allerdings bevorzugt Audi ein anderes Eingabesystem. Es wird „MMI Touch“ genannt. Und besteht aus dem großen Drehrädchen (ja, so in etwa wie das an Eurer Maus), einer berührungssensitiven Oberfläche (das graue Kreisrund, auf dem man Zeichen mit den Finger nachmalen kann bzw. Bewegungen anweisen kann, oben, unten, rechts, links…) sowie vier Tasten, die um das Scrollrad platziert sind. Wozu man diese braucht? Wenn auf dem Navidisplay „oben links“ der Begriff „Tour“ angezeigt wird, so drückt man welchen Schalter? Korrekt ;)

Die Karte im Modus Google Earth sieht übrigens überraschend schick aus:
MMI Screen, Navigationsansicht Google Earth

Zurück zu der Bildernavigation…
Ihr könnt via USB-Stick/SD-Karte oder aber über myAudi (der Audi-Kunde erhält auf Wunsch einen Zugang zu einem eigenen Onlineportal von Audi) Bilder in das Navigationssystem laden, die Geotags enthalten. Ohne Geotags macht das keinen Sinn. Das sind hinterlegte Geoinformationen auf Basis der GPS-Funktion der Kamera oder aber manuell vom Fotografen eingearbeitet (siehe Infos zum Geotagging von Bildern).

Was ein „geo-getagtes“ Bild macht?
Es sagt einem, wo auf dem Fleckchen Erde das Bild – angeblich – aufgenommen wurde. Wo finde ich solche Bilder und was macht man nun damit? Schaut mal auf Flickr Maps vorbei. Da seht Ihr ein Anwendungsszenario im Netz.

Was macht man damit im Auto?
Das Anwendungszenario „Entdecken“ liegt auf der Hand. Wer sich die Sehenswürdigkeiten einer Gegend anschauen möchte, wühlt sich durch die Bilder im Navigationssystem. Wählt eines aus und lässt sich mittels der hinterlegten GPS-Daten dahinnavigieren.

Schau wir uns das mal in der Praxis an:

Knackpunkte
Kann man damit eine Routentour per Auswahl mehrerer Bilder als Zwischenziele anlegen? Leider nein. Audi hat einfach nicht daran gedacht. Man kann sich leider nur ein Bild aussuchen. Aber es geht doch sicher über das Einfügen eines Zwischenziels? Auch nicht. Man kann nicht auf die Bilder zugreifen. Aber man könnte doch wenigstens eine Bilder-Suche via der Connect-Funktion des MMI-Systems betätigen (das ist nicht anderes als „das Internet im Auto mittels diesem eingebauten Bildschirm“… das gesamte System nennt Audi MMI und die Internetfuntkionen bezeichnet Audi als „Connect“)? Um was zu tun? Um sich vor Ort bequem von Bildern aus dem Netz, die in der Nähe geschossen wurden, inspirieren zu lassen? Statt irgendwie irgendwann vorher irgendwelche Bilder zu suchen und sie ins Audi-System zu laden? Nope. Auch das geht nicht. Spontan ist verboten.

Aber ich bin mir sicher, dass diese kleinen Stolperfallen auch noch geglättet werden, bis wir als Kunde ein ähnliches flüssiges Anwendungsszenario im Wagen ebenso wie im Netz erfahren können. Wie wir auch an dieser Stelle erneut sehen, können Autoanbieter noch nicht wirklich in integrierten Netzanwendungen im Auto denken. Das kommt noch, sicher.

Sollte einer der Giganten wie Yahoo mittels Flickr oder aber Google mittels Google Maps bzw Picasa die Ohren aufsperren, um der lokalen Wirtschaft etwas Gutes zu tun, so könnte aus dieser Ecke ein Signal für die Autoindustrie angehen, die „vernetzten“ Anwendungen smarter und geschickter zu gestalten, insofern sie überhaupt integriertere Apps anbieten bisher (nun ja…).

Audi lernt
Dass sie in der Tat lernen, sehen wir anhand der Zooming-Funktion im Navigationssystem des Audi A3: Bei Zoomstufen unterhalb 30 Metern wechselt die Google Earth Ansicht (die der Fahrer nebst einer herkömmlichen 2D- und einer Straßenverkehrsansicht auswählen kann) automatisch in den Steet View Modus. Erkennbar am orangenen Icon in der Sidebar des Navigationsmenues beim Punkt „Zoom“. Analog zur gewohnten Browseransicht in Google Maps. Und wenn keine Street View vorhanden ist? Werden Bilder aus Pixolio angezeigt. Wenn keine Bilder hinterlegt sind, was dann? Nix. Dann sieht man wie gehabt weiterhin die Google Satellitenbilder auf maximaler Zoomstufe, die je nach Gegend unterschiedlich ausfällt

Das flüssige Hin- und Herschalten kennen wir auch im Netz. So dass der Autofahrer seine aus dem Netz etablierten Sehgewohnheiten und -erfahrungen nicht umstellen muss. Meiner Meinung nach ein guter und wichtiger Weg zum „vernetzten Auto“. Warum? Die Anzahl der Systeme steigt stetig. Zugleich die Gefahr, den Autofahrer von Morgen zu überfluten. Alles das, was er schon kennt und nutzt, sollte demnach nur sehr vorsichtig verändert werden. Insbesondere dessen Nutzererfahrungen im Web, wenn der Autohersteller irgendwelche bekannten Anwendungsszenarien integriert.

Disclosure: Audi hatte mich zu einem Fahrevent nach Monaco eingeladen, um den neuen Audi A3 Sportback (=die Familienkutsche mit 5 statt mit 3 Türen beim herkömmlichen Audi A3) zu beschnuppern. Der Flug und die Übernachtung in einem 20000-tausend-Sterne Hotel wurden von Audi gestellt. Ich glaube nicht, dass mir der Flug noch das Hotel besonders imponiert haben, um Audis Geekiness überbordend betonen zu müssen. Die Bildernavi ist geekig und für mich ein Highlight an winzigen, aber wegweisenden Ideen bzw. „sie haben es langsam verstanden„-Deutungen.

Blogger seit 2003. Technikaffin, neugierig, am technischen Wandel der Zeit interessiert, Anhänger und Skeptiker des Fortschrittsglaubens. Track Record meiner ex-Blogs: MEX-Blog 2003-2005 (Wirtschaftsblog), WoW-Blog 2005-2009 (Gamingblog), 321Blog 2007 (eBay), BasicThinking 2003-2009 (Tech&Startups). Aktive Blogs: RobertBasic.de seit 2009 und Buzzriders.com seit 2011.

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