BMW 7, Audi 6, Mercedes CLS

Es fanden sich mehrere Blogger zusammen, um die Infotainmentsysteme der drei führenden Premiummarken Deutschlands zu vergleichen. Hierzu fuhren komplett ausgestattete BMW 7, ein Audi 6 und ein Mercedes CLS an einem sonnigen Herbsttag in Frankfurt vor. Die zusammen locker flockig auf einen Wert von über 300.000 Euro kommen, würde man alle drei Wagen erstehen wollen.

Was wir dabei herausgefunden haben?
1. Siehe Bimmertoday: BMW trifft Audi und Mercedes im Blogger-Infotainment-Vergleich 2012 (es handelt sich um ein BMW Markenblog, also sind da schon mal BMW funkelnde Augen dahinter ;)

2. Auch Audi hat Fans, nicht nur Mercedes und BMW. Den Audi-glänzenden Artikel findet Ihr bei Qarsi: Alleskönner und Unterhaltungskünstler – Audi, BMW und Mercedes im Blogger-Infotainment-Vergleich 2012

Wenn Ihr Euch alle drei Artikel durchlesen würdet, bekommt Ihr einen prima Einblick und Überblick. Wir haben nicht abgesprochen über die einzelnen Aspekte geschrieben, die uns aufgefallen sind. Eine schöne Mischung aus Kritiken, Pluspunkten und Resümees!

Am auffälligsten vom Sound her war der Audi A6 Bi-Turbo Diesel. Denn, er besitzt als einziger in der Abgasanlage verbaute Lautsprecher, die einen Sound erzeugen, der eher an eine V8-Maschine erinnern, denn an einen Diesel.

Die imposanteste Erscheinung war natürlich der Tri-Turbo Diesel von BMW. Schon die Karosserie und das Leistungsvermögen allein sind beeindruckend.

Und am elegantesten, also die Beauty unter den Fahrzeugen war der CLS mit seiner schnittigen Linienführung. Fernab von der Nüchternheit der beiden Premiumkollegen.

Doch kamen diese Fahrzeuge nicht zusammen, um sich einem generellen Vergleichstest zu unterziehen, sondern um zu zeigen, was die Top-Hersteller an Infotainment-Systemen auffahren. Was darunter zu verstehen ist? Navigation, Radio, Media, Telefon, Office, Internet, Wagen-Settings. Was ist in dieser Referenzklasse zu finden? Wovon können andere Wagenbesitzer nur träumen? Wenn sie denn überhaupt davon träumen müssten.

Genereller Eindruck
Alle drei fallen durch ein sehr ähnliches Bedienkonzept und Funktionspaket auf. Keines fällt dermaßen ab, dass man von einer krassen Fehlbedienbarkeit sprechen könnte. Der Fahrer wird weitestgehend von komplizierten Handgriffen verschont solange man nicht zu tief in die Menues eintaucht. Die Infoscreens sind allesamt auch bei Tageslicht gut sichtbar. Die Bedienung erfolgt bei allen drei Wagen mittels einem Drehregler, der in der Mittelkonsole untergebracht ist. Kein Infoscreen ist via Touch zu bedienen, so wie wir es vom iPhone kennen. Zusätzliche Bedienermöglichkeiten sind in den Multifunktionslenkrädern untergebracht und via Sprache kann man ebenso das System ansprechen.

Das ist auch schon eines der zentralen Ergebnisse: Die Konzepte ähneln sich – unabhängig der Feindetails – so sehr, dass es am Ende des Tages auf die Details ankommt, man könnte fast schon Geschmäcker sagen.

Auffallendes
Was fällt – wenn man es subsummieren müsste – besonders auf?

Das BMW-System besticht durch die schiere Größe des Screens:
BMW Informationsscreen
Wir hatten uns den Spaß gemacht und ein Samsung Galaxy Note – das über einen ca. 5 Zoll großen Bildschirm verfügt – vor den Infoscreen gehalten. Es passte doppelt hinein. Das System im CLS wurde vom Samsung Phone fast komplett verdeckt. Der Screen vom Audi liegt hier im Mittelfeld, was die Größe angeht. Demgemäß macht es natürlich mehr Laune, sich im BMW mit dem Navigationssystem zu befassen. Das damit Spielereien wie Split-Screens (zwei Kartendarstellungen auf einem Screen) ermöglicht, ohne dass die Ergonomie der Navigationsdarstellung leiden müsste. Das könnt ihr im CLS getrost knicken, das wird natürlich nicht mal angeboten.

Im Audi fällt die „fancy“ Menuedarstellung auf, die im Gegensatz zum BMW und dem CLS nicht vertikal nüchtern angeordnet ist, sondern in einer eliptischen Form grafisch zu glänzen versucht. Audi will in der Tat gesamtheitlich durch Design bestechen. Was sich auch hier im Infotainment-System widerspiegelt:
Audi Informationsscreen

Dahingegen besticht das System im CLS durch seine Nüchternheit und entspricht damit mehr dem erwarteten Ruf von Mercedes, konservativere Philosophien zu verfolgen (was besonders schön zu sehen ist, wenn man sich die drei Ansätze vor Augen hält):
Mercedes Informationsscreen

Audi bricht leicht aus der Phalanx dieses Triumvirat-Bedienerkonzepts aus, indem es zusätzlich zum Drehregler-Konzept eine Touch-Einheit in der Mittelkonsole anbietet („MMI Touch“).
Audi Bedieneinheit Mittelkonsole
Ihr habt es womöglich in der Werbung zum Audi A3 gesehen: Der Bediener kann mittels Fingerbewegungen „Zahlen/Buchstaben“ malen. Was in der Praxis auch während der Fahrt wunderbar funktioniert. Denn mittels dem klassischen Drehrädchen Zahlen oder Buchstaben anzusteuern, ist extrem ablenkend und mühsam.

Warum aber nicht gleich mittels Sprache die Kommandos abfeuern? Das geht bei allen drei Systemen. Wobei Audi hier leider dem Ruf eine Premiummarke zu sein, nicht gerecht wurde. Es verstand uns partout nicht. Egal wer sprach, es wollte nicht verstehen. Im Gegensatz zum BMW, das in rund 30 Sekunden eine komplette Navigationsansage per Sprachbedienung versteht und verarbeitet. Der Mercedes braucht rund 20 Sekunden länger, was aber daran liegt, dass man dummerweise die Straßennummer im Gegensatz zum BMW System getrennt vorsagen muss. Sprachbedienerführung ist meiner Meinung zentral, je komplexer die und umfänglicher die Systeme werden. Und das muss einfach und schnell funktionieren. Was beim Audi nicht der Fall war. Das geht nicht!

Klare Pluspunkte hat sich BMW verdient. Die im Wagen verbaute SIM-Karteneinheit (die drei Jahre zunächst umsonst ist, dann 250 Euro pro Jahr kostet) ermöglicht Lösungen auf Höhe der Zeit. Remote-Services ist das Zauberwort. Der Fahrer kann sich mittels einer iPhone App mit dem Wagen verbinden und praktische (zunächst verspielt anmutende) Funktionen ansprechen. Schon mal auf dem Parkpklatz von Ikea Dein Auto gesucht? Lass es doch hupen (Licht und Schall:). Oder Schlüssel im Auto vergessen und die Tür ist zu, während Du mitten in der Pampa stehst? Kein Thema. App aufrufen, nach Eingabe eines Pin-Codes die Türen wieder öffnen lassen. Oder die Zentrale anrufen und diese die Tür öffnen lassen. Wie, Deine vielen Systeme haben zuviel Batterie gesogen? Dann ruft Dich eine freundliche Stimme an, die Dich – wenn Du das vorher vereinbart hast – darauf hinweist, dass Du Deine Batterie wieder aufladen solltest (Wagen im Stand laufen lassen). Und schon kannst Du im Winter von zu Hause aus schon mal die Sitzheizung anwerfen. Ja, in der Tat kann BMW für Dich Deine Systeme checken und überwachen. Das ist für mich ein klarer Weg nach vorne mit Vorteilen für den Fahrer.

Was ist aber mit Internet im Auto? Hier glänzt keiner von den drei Anbietern. Speziell zu Mercedes habe ich mich schon mal geäußert. Auch bei Audi und BMW ist die Anmutung und Bedienbarkeit ein Trauerspiel, ob es nun ums Surfen geht oder die Ansteuerung von Apps wie Facebook. Alle drei liegen nahe beieinander, was die Blöße der Blöße angeht. Immerhin ist da schon mal etwas, was darauf hoffen läßt, dass es sich langsam bessert (wie z.B. der neue Ansatz in der A-Klasse).

Wer gewinnt aber nun das Rennen?
Keiner von den den drei Premiumanbietern! Alle drei Systeme sind mehr oder minder auf der Höhe der Zeit und bieten nichts an, was nervt oder nicht funktioniert. Außer Audis Spracherkennungssystem, das unter aller Kanone war! Das Überraschende für mich war die Erfahrung am Wochenende auf Sardinien. Ein neuer Volkswagen namens Golf 7 wartet mit einem System auf, das für mich ebenso auf der Höhe der Zeit ist was Bedienbarkeit und Darstellung angeht und mehr als die drei vorgestellten Systeme hier besticht. Ob es am kapazitiven Touchscreen (8 Zoll groß, perfekt) lag, der Menueführung, der grafischen Darstellung, der Annäherungssensorik? Auf alle Fälle war es das Highlight für mich. Ein Wagen, der locker doppelt und dreifach so wenig wie die Topmarken kostet, kommt mit einem System daher, das mich am meisten überzeugt! Netter Ansporn für die drei Edel-Großen :)

Schaut selbst, was das Golf 7 System angeht (nennt sich „Discover Pro“):

Anbei noch einige Bilder vom Test, von denen Ihr noch mehr auf Flickr findet. Danke an den Fotografen Andy Wiezorek.

Blogger seit 2003. Technikaffin, neugierig, am technischen Wandel der Zeit interessiert, Anhänger und Skeptiker des Fortschrittsglaubens. Track Record meiner ex-Blogs: MEX-Blog 2003-2005 (Wirtschaftsblog), WoW-Blog 2005-2009 (Gamingblog), 321Blog 2007 (eBay), BasicThinking 2003-2009 (Tech&Startups). Aktive Blogs: RobertBasic.de seit 2009 und Buzzriders.com seit 2011.

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