Die Stiftung Weltbevölkerung hat auf die neuesten Daten der UN verwiesen, wie sich die Weltbevölkerung zahlenmäßig entwickeln wird.

Zitat: Das Bevölkerungswachstum der Zukunft findet fast ausschließlich in den Entwicklungsländern statt. In Afrika wird sich die Bevölkerung von heute 1,1 Milliarden auf voraussichtlich knapp 4,2 Milliarden Menschen im Jahr 2100 vervierfachen. In Europa hingegen wird die Bevölkerung abnehmen: Leben hier heute noch 742 Millionen Menschen, werden es am Ende des Jahrhunderts voraussichtlich nur noch 639 Millionen Menschen sein – das entspricht einem Rückgang um 14 Prozent.

Auffallend ist die projizierte Bevölkerung in Deutschland
Deutschland: Bevölkerungsentwicklung bis 2100

Dem zugrunde liegt die sog. „Fertilitätsrate„. Allgemein wird angenommen, dass ab einer statistische Rate von 2,1 Kindern pro Frau (zwischen dem 15. und 45. Lebensjahr), eine Bevölkerung wächst. Deutschland hat sich bei ca. 1,3 eingependelt.

Was sind die Konsequenzen für Deutschland?

Wirtschaftlich habe ich auf den ersten Blick keine wirklich guten Studien gefunden, die einen Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Wirtschaftskraft fundiert erklären. Natürlich blickt man schnell nach China => „große Bevölkerung => Starke Binnennachfrage => Starkes Wachstum“. Diese Kausalkette erscheint aber zu simpel, um Deutschland ein Leben in Armut zu prophezeien. Das hängt von zu vielen Faktoren wie Produktivität, Aussenhandel, Wirtschaftssektoren und Grad der technischen Innovationsfähigkeit ab.

Ein mögliches Szenario zeichnet sich jedoch heute schon ab. Kaum steigende Reallöhne und eine unsichere Rentenlage werden sich womöglich stark auf die Binnennachfrage auswirken. Wenn wir heute rund 3 Mio PKW in D jährlich zulassen, wird die Autoindustrie in D 1 Mio weniger Autos absetzen? Überspitzt gesagt: Es wird weniger Aldis, Bäckereien, Autohändler, Friseure, Schulen, Handwerksbetriebe, etcpp geben. Insgesamt wird es natürlich weniger Jobs geben. Werden dafür die neuen Jobs besser bezahlt sein? Wir wissen es nicht. Sämtliche Sektoren der Wirtschaft, die von der Inlandsnachfrage profitieren, werden defintiv betroffen sein. Regional gesehen werden bestimmte Sektoren jedoch profitieren. Wie das?

Urbanisierung: In Deutschland liegt der Verstädterungsgrad wesentlich über dem weltweiten Durchschnitt. Die elf Agglomerationsräume mit mehr als einer Million Einwohnern zählen allein rund 25,6 Millionen Menschen. Der weltweit nicht einheitlich verwendete Begriff der Agglomeration entspricht der Stadt im geographischen Sinn, ohne die Beachtung der Verwaltungsgrenzen. Die nach Verwaltungsgrenzen gerechneten 82 Städte über 100.000 Einwohner in Deutschland im Jahr 2004 besitzen 25,3 Millionen Einwohner, das sind bereits über 30 % der Gesamtbevölkerung von 82 Millionen. Die elf Metropolregionen Deutschlands mit 44,3 Millionen Einwohnern sind räumlich wesentlich weiter gefasst und beinhalten auch große ländliche Gebiete…. In Deutschland steigt aufgrund verschiedener Faktoren wie des demographischen Wandels und höherer Energiepreise der Urbanisierungsgrad wieder. Während die Bevölkerung in Deutschland abnimmt, steigt sie in den meisten Großstädten. Insbesondere ist eine ältere Bevölkerungsstruktur auf dem Land zu beobachten

Heißt? In den Gewinnerregionen Deutschlands werden die Betriebe davon profitieren können. In ländlichen „Verlierer“-Gebieten wird man weiterhin das spüren, was man heute schon mehr als deutlich sehen kann: Die Zeiten, in der in jedem Örtchen ein Bäcker und ein kleiner Supermarkt zu finden waren, sind vorbei. Wie jedoch die Lenkunpspolitik auf wachsende Probleme in beiden Richtungen reagiert, ist mir noch völlig unklar. In Gewinnerregionen führt bspw. wachsender Wohnmangel zu großen Problemen, Verliererregionen müssen lernen, wie sie „downgraden“. Wundert Euch daher nicht, wenn die Themen „Upgrading“ und „Downgrading“ die kommunale wie auch bundesweite Politik immer stärker beschäftigen werden. Wir haben hier ein extrem vernetztes Problem zu lösen. Das beginnt schon bei der Steuerung, welche ländlichen Gebieten überhaupt noch mit öffentlichen Verkehrsanbindungen finanziert werden sollen. Sollen Kinder weniger Busse zur Schule bekommen und dafür weiter laufen? Oder sollen sich eben die Familien um private Mitfahrgelegenheiten selbst kümmern? Wieviele Austräger braucht ein lokaler Verlag noch? Wieviele Mitarbeiter kann er wegen sinkender Anzeigeneinnahmen noch beschäftigen? Muss der Lokalverlag mit anderen Verlagen zusammengehen und vor Ort Stellen dicht machen? Der Bäcker ärgert sich, dass sich immer weniger Schüler Brötchen kaufen, weil sie als Austräger nix mehr nebenbei verdienen. Das Rathaus streicht mangels Bedarf weitere Stellen. Der Arbeitslose sucht in naheliegenden Städten nach Jobs, kann aber nicht pendeln, da es wegen den Kosten zu teuer wird. Vor Ort arbeiten in der Stadt? Dann müssten die Kinder die Schule wechseln. Schwer. Der Bäcker ärgert sich noch mehr, der Lokalverlag kann weniger Zeitungen austeilen. Und und und.. eine Wirkungskette zieht eine weitere Wirkungskette mit sich.

Wie stark soll man zig verschiedene Entwicklungen puffern?

Wenn Ihr denkt, dass es Euch nicht treffen wird, liegt Ihr leider falsch: Je nachdem, wo Ihr wohnt, seht Ihr diese Entwicklungen nur zu deutlich (eben das besagte Thema, weniger Schulbusse, steigende Mietkosten, mehr Jobs, weniger Jobs, mehr Mobilität, weniger Mobilität, …). Und Eure Kinder und Eure Neffen werden es noch deutlich zu spüren bekommen. Sprich „Opa/Oma, warum hast Du nicht früher reagiert, was heute davon zu sehen ist, wie wir leben müssen?“.

Einfaches Rechenbeispiel, warum ich mich sorge:
2020: Meine Kinder haben einen Job
2030: Ich werde Opa womöglich
2040: Meine Enkelkinder sind in der Schule
2050: Meine Enkelkinder suchen nen Job/Ausbildungsstätte
2050: Meine Kinder werden ca. 50 Jahre alt sein
2100: Meine Enkelkinder werden das Rentenalter erreichen

Ich kann das Thema leider nur sehr oberflächlich anreißen, weiß noch nicht einmal, wo anfangen und wo aufhören, angesichts der Komplexitätsexplosion, je tiefer man reinbohrt. Aber ich kann zu denken geben, welche Parteien dieses Entwicklungen aufgreifen, die nur allzu schnell um sich greifen? Welche Antworten werden geboten? Ich sehe da leider, leider nur sehr wenig davon. Fatal angesichts des Tempos, mit der diese Entwicklung auf uns zurast.

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Blogger seit 2003. Technikaffin, neugierig, am technischen Wandel der Zeit interessiert, Anhänger und Skeptiker des Fortschrittsglaubens. Track Record meiner ex-Blogs: MEX-Blog 2003-2005 (Wirtschaftsblog), WoW-Blog 2005-2009 (Gamingblog), 321Blog 2007 (eBay), BasicThinking 2003-2009 (Tech&Startups). Aktive Blogs: RobertBasic.de seit 2009 und Buzzriders.com seit 2011.

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