Der für Frühjahr angekündigte Opel Ampera-e ist das Schwesterfahrzeug des US-Modells „Chevrolet Bolt“. Das bereits auf dem US-Markt in den Bundesstaaten Kalifornien und Oregon bestellbar ist. Wer einen Blick rüberwerfen will, kann den Konfigurator des Bolts starten. Der US-Startpreis beträgt zunächst einmal 37.495 USD. Zuzüglich Gebühren und Steuern minus Förderung eines Elektrofahrzeugs.
Ein Blick auf den US-Markt, speziell Kalifornien: Was bringt Förderung?
Bevor wir direkt zum Ampera-e kommen, schauen wir uns das US-Förderspektakel an: Der US-Staat gewährt Käufern eine Prämie von 7.500 USD. Auf den Kauf eines vollelektrischen Autos. Der Bundesstaat Kalifornien – der als besonders streng gilt und Umweltmaßnahmen fördert – legt eine Schippe von 2.500 USD drauf.
Hinzukommt eine entscheidende Vorschrift in Kalifornien, die mittlerweile weitere neun US-Bundesstaaten übernommen haben: Fahrzeughersteller werden verpflichtet, Umweltpunkte über den Verkauf von Elektro- und Hybridfahrzeugen zu sammeln. Für ein verkauftes Elektrofahrzeug gibt es 1-4 Punkte. Für einen Hybrid zwischen 0,4 – 1,3 Punkte. Die Punktevergabe basiert auf dem exakten Antriebstyp und der Reichweite des Fahrzeugs. Kalifornien schreibt jedem Herstellern vor, für das Jahr 2018 mindestens 4.5% aller verkauften Fahrzeuge mit Plugin-Hybrid oder Vollbatterie auf die Straße zu bringen. Die Kreditpunkte dienen hierzu als Maßstab. Wer 100.000 Fahrzeuge in Kalifornien absetzt, muss nicht etwa 4.500 Teslas an den Mann bringen. Da genügen aufgrund der Punktebewertung locker 1.000-1.500 Elektrofahrzeuge. Oder eben nur Plugin-Hybride? Nope, Kalifornien untersagt eine Quote über 55% an Hybriden. Es müssen schon grob hälftig reine Elektrofahrzeuge sein. Ah ja, die Hersteller dürfen bei Erreichen der Mindestquoten Punkte ansparen und mit schlechten Jahren verrechnen. Was mehr mit der jährlich steigenden Quote zusammenhängt: Kalifornien setzt für 2025 eine Verkaufsmindestzahl von 22% fest!
Das komplexe Werk nennt sich „Zero Emission Vehicle (ZEV)“-Programm. Die Punkte dürfen übrigens verkauft werden. Wovon Tesla profitiert hat, die im dritten Quartal 2016 für 139 Mio USD Pünktchen an die anderen Hersteller verkauft haben. Insgesamt sind es bereits fast 700 Mio USD, die Tesla mit dieser virtueller Umweltwährung vereinnahmt hat. Fortune.com berichtet, dass so ein Pünktchen zwischen 3.000 – 4.000 USD wert ist. Nettes Geschäft aus dem Nichts heraus.
Doch die Klagen nehmen zu, denn die Effekte sind nicht so prickelnd in Kalifornien. Auch wenn sich der grüne US-Bundesstaat rühmt, weltweit de meisten Saubermann-Autos abzusetzen, klebt die Zahl der verkauften Elektros und Hybride seit 2014 bei 3% vom Gesamtmarkt. Die Käufer haben mehrheitlich keine Lust auf die teuren Kisten mit geringen Reichweiten. Und die Hersteller tun das Nötigste, um die Vorgaben im Sonnen- und Surferstaat zu erreichen. Kaufen sie sich eben Pünktchen ein, sparen Mehrpunkte an, subventionieren aus Image-Gründen und natürlich der Verkaufsregeln wegen ihre Grünautos. Man munkelt in der Branche ganz offen, dass jeder Hersteller um die 10.000 USD pro verkauften Elektrofahrzeug verliert. Denn der Käufer wird nicht nur staatlich mit 7.500 + 2.500 USD massiert, nein, er erwartet auch einen netten Lockpreis, um sich überhaupt ein E-Fahrzeug anzsuchauen und um damit davonzufahren. So wird ein Fiat e500 für 69 USD/Monat angeboten, damit Fiat überhaupt noch in Kalifornien seine eigentlichen Stinker verkaufen darf. Der Fiat-Chef klagte laut, dass er 14.000 USD pro Fiat e500 verliert. Das Klagen war eigentlich Unsinn: Unter dem Strich wird natürlich mit fetten SUVs und anderen Verbrennern diese Minuskohle wieder mehr als reingeholt.
Opel Ampera-e: Und nun?
Unter dem Strich gelten in Deutschland etwas andere Regeln, aber das Grundsätzliche haben wir bereits alles gehört. Die Hersteller sind noch nicht soweit, Geld mit Elektrofahrzeugen zu verdienen, was Menge und Preis angeht. Niedrigerer Preis = höhere Absatzmenge = mehr Geld verloren.
Für einen Hersteller wie Opel, der seinen Kunden jeden Cent nachrechnet, präsentiert man mit dem Ampera-e in in allen Belangen ein tolles Auto. Gut, über das Designkleid darf und muss man streiten. Manche finden es schnöde. Andere finden es schick. Manche zucken mit der Schulter und finden es halt okay, weil sie nicht auffallen wollen und keinen Design-Schischikram mögen.
Das Auto fährt ordentlich weit (mit seiner 60KW Batterie kommt man realistisch auf über 300 Kilometer). Es bietet viel Platz. Es hat sowieso eine zu vergleichbaren Kompaktautos dynamischere Fahrweise. Dank der Panzerbatterie mit rund 600 Kilogramm Gewicht, platziert unter den Mitfahrerinsassen ist der Schwerpunkt niedrig. Die Sicherheit beim Crash soll bestens sein. Das Interieur ist modern, wenn auch nicht hochwertig. Onstar ist auch mit dabei (der Concierge-Service rockt selbst gegenüber Daimler- und Audi-Angeboten: „hey, ist mein Auto ok, es rappelt so komisch. Hey, wo ist die nächste Futterstelle? Hey, ich möchte nach A, schick mir die Adresse aufs Navi…“).
Aber? Verkauft Opel das Fahrzeug günstig – man munkelt bei „günstig“ von 30.000 Euro – verdient es wohl mit hoher Sicherheit keinen Cent. Und kauft sich eben ein technisches Image ein, das es auch als Hersteller zweifellos „was drauf hat“. Wer mitsamt Förderung von 4.000 Euro plus Sonderausstattung bei 35.00 landet, greift eher zu. Als? Wir erinnern uns, niedrigerer Preis = höhere Absatzmenge. Sollte das Fahrzeug Geld verdienen und bei sagen wir 40.000 Euro starten, wird man mitsamt Sonderausstattung abzgl. Förderung bei 45.000 Euro landen. Bei einem Kompaktfahrzeug. Preislich bewegen wir uns dann bei einem Audi A3. Ein Opel Ampera-e oder ein Audi-A3? Was darf es sein?
Opel kann es sich nach der existenzbedrohenden Krise nicht leisten, ein Fahrzeug preislich zu verscherbeln, das locker mit allen anderen E-Fahrzeugen mithalten kann und diese sogar übertrifft. Crazy! Opel kann es sich aber auch nicht leisten, ein Fahrzeug an den Kunden zu bringen, das ein Ladenhüter wird, weil der Preis zu hoch ist. Oder etwa doch? Immerhin liegt die Hauptlast der Entwicklung bei der US-Mutter. Und der Kunde? Mutiert der deutsche Knauserer zum Käufer eines Opel Ampera-E, obgleich er einen perfekt ausgestatteten Opel Astra für 10.000 – 20.000 Euro weniger bekommt? Mutiert ein Daimler- oder Audi-Kunde zu einem Opel-Käufer, weil das Fahrzeug momentan creme-de-la-creme ist?Wenn es schon in Kalifornien nicht funzt, warum dann im kalten, grauen VW-Golf-Deutschland?
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich habe den Opel Ampera-e live gesehen und bin sehr angetan davon. Ich habe drin gesessen. Ich bin allerdings noch nicht damit gefahren. Dennoch – wer einmal ein E-Fahrzeug gefahren hat – ist es jedem Verbrenner bei Weitem überlegen: Kein Gestank, keine Verbrennung, top leises Anfahren. Das ist modern. Die Zeit der Verbrenner neigt sich dem langsamen Ende entgegen. Der Opel Ampera-E ist ein Top-Fahrzeug. Anbei zum Beweis ein echter Fahrtest eines Amerikaners, der auch einen Reichweitentest auf echten Straßen vornimmt.
Wenn der Kunde noch nicht will, die Herstellkosten der leidigen Batterien eben so hoch sind, wie sie es nun einmal sind, stößt niemand die Marktgesetze um. Da können Tesla-Werber noch so sehr jubeln. Es gibt keinen Massendurchbruch im Bereich der alternativen Antriebe. Die Anteil dieser Fahrzeuge bleiben weit, weit unter 5%. Erstmal. Respekt für den zweiten Anlauf von Opel (der alte Opel Ampera war ein „gnadenloser Kassenschlager“ mit 700 verkauften Einheiten). Ich drücke den Rüsselsheimern wirklich alle Daumen, schon weil ich Hesse bin. Vielleicht geschehen ja doch noch Wunder!
[…] Rob hat sich bsw. das Nicht-Fließband bei Audi angeschaut, Reparaturen bei Carglass, den neuen Opel Ampere-e, den Gelände Caddy Alltrack und macht sich auch immer auch wieder Gedanken ums Bloggen und […]
Sie sind voll auf den Verkäuferschmäh reingefallen, dass die Autos eh nicht kostendeckend verkauft werden. Damit wollen die sich nur Preisdiskussionen sparen. Zu Vollkosten stimmt es vielleicht, zu Teilkosten gerechnet sind aber auch die Teslas schon längst im Plus. Und zu Opel Ampera-e vs. Audi A3: Hier vergleichen Sie Äpfeln mit Birnen. Bei Elektroautos sparen Sie sich eine Menge an Treibstoffkosten, Wartungskosten und, je nach Land, auch noch laufende Steuern. Das kann man ruhig mal auch noch vom Einstandspreis abziehen, und dann kommen wir wohl eher auf einen Audi A1. Ansonsten guter Artikel.