… wurde auf dem Schulweg überfahren. Ist so mit der schlimmste, denkbare Elternalbtraum schlechthin. Wir leben nun einmal mit der latenten Angst. Umgekehrt weiß ich, dass dies oftmals der schlimmmste Albtraum von Autofahrern ist, ein Kind zu überfahren. Die Angst ist leider nicht unberechtigt. Wer Kinder kennt, weiß leider um die Unaufmerksamkeit von den Kleinen. Mein Kleiner hat es nur der schnellen Reaktion einer Autofahrerin zu verdanken, dass er beim plötzlichen Überqueren an der roten Fußgängerampel (ich glaube, er wollte einem anderen Kind hinterherlaufen, das schon auf der anderen Straßenseite war) nicht erwischt wurde. Unseren Kindern, uns Eltern und uns Autofahrern wird womöglich in nicht allzu ferner Zukunft ein Stück Technik helfen können.
Zunächst, von welchen Zahlen reden wir eigentlich?
Im Durchschnitt kam im Jahr 2012 alle 18 Minuten ein Kind im Alter von unter 15 Jahren im Straßenverkehr zu Schaden. Insgesamt waren es 29.321 Kinder, die im Jahr 2012 auf Deutschlands Straßen verunglückten, davon 73 tödlich. Im Vergleich zum Vorjahr starben 13 Kinder weniger im Straßenverkehr. Die Zahl der verunglückten Kinder ging gegenüber 2011 um 4,4 % zurück. Kinderunfälle im Straßenverkehr 2012, Statistisches Bundesamt
Die Unfallhäufigkeit befindet sich laut dem Bericht im Sinkflug:
Im Jahr 1978, dem Jahr, für das erstmals Zahlen für Gesamtdeutschland vorliegen, verunglückten 72 129 Kinder, das waren mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2012. Die Zahl der getöteten Kinder im Straßenverkehr war 1978 mit 1 449 getöteten Kindern fast zwanzig mal so hoch wie im Jahr 2012 mit 73. Besonders verbessert hat sich die Situation bei den kindlichen Fußgängern: Im Jahr 2012 kamen 20 Kinder als Fußgänger ums Leben, im Jahre 1978 waren es mit 701 noch fünfunddreißig Mal so viele
So gut die langfristige Entwicklnug auch ist, umso besser wird es, wenn die Zahlen gen Null sinken. Auch mit Hilfe der Technik. Denn insgesamt ist die 2012er Unfallstatistik über alle Altersstufen hinweg brutal hoch: 318.000 Leichtverletzte, 66.000 Schwerverletzte und 3.600 Getötete.
Umso mehr spitzen sich meien Ohren beim Thema „kooperativer Sensoren„. Die sich noch im Forschungsstadium befinden. So auch dieses gleichnamige System der Technischen Uni München: Kleine Sensoren melden sich auf das Funksignalfeuer eines fahrenden Autos in der Nahumgebung. Aus der Laufzeit der codierten Funksignale – und damit zum Sender wieder zuordnungsbaren Signale – wird die Entfernung und Bewegungsrichtung des Kindes berechnet, das diesen Funksensor an der Kleidung, im Schulranzen oder im Handy mit sich trägt.
Der Vorteil zu bisherigen Sensoren, mit denen Autos – wenn überhaupt – bestückt sind?
„Das Besondere an der „Kooperativen Sensorik“, wie das Ortungssystem bei Ko-TAG heißt, ist, dass schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer damit auch geortet werden können, wenn sie durch Hindernisse verdeckt sind. Darüber hinaus können sie mit der kooperativen Sensorik eindeutig als solche erkannt und ihr Bewegungsverhalten vorausgesagt werden. Das ist mit bisherigen Fahrerassistenzsystemen im Auto nicht möglich.“
Das mit dem „um die Ecke sehen“, wie viele Unfallarten betrifft das unter den Kindern und Jugendlichen?
Rund 27% (1.095) aller Unfälle passieren durch „plötzliches Hervortreten hinter Sichthindernissen„, insgesamt 89% (3.610) durch einen Fehler beim Überschreiten der Fahrbahn.
Das Anwendungsgebiet schränkt sich logischerweise ein, da einige Kinder auch im PKW unterwegs sind oder auf dem Rad, ersichtlich über diese Statistik (würde man die Technik „nur“ zum Schutz der Fußgänger entwickeln und einsetzen):
„Jeweils rund ein Drittel der verunglückten Kinder kam im Jahr 2012 als Insasse in einem Pkw oder auf einem Fahrrad zu Schaden. Jedes vierte verunglückte Kind war zu Fuß unterwegs, als der Unfall passierte. Kleinkinder im Alter bis 6 Jahren sind meist im Pkw ihrer Eltern unterwegs, demzu folge verunglücken sie hier am häufigsten (61,3 % im Jahr 2012). Ab dem Schulalter nehmen Kinder aber mehr und mehr selbständig als Fußgänger oder Radfahrer am Straßenverkehr teil. Dies zeigt sich auch in den Verunglücktenzahlen. Zwar verunglücken Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren immer noch am häufigsten in einem Auto (38,4 %), aber etwa jedes dritte verunglückte Kind in diesem Alter war als Fußgänger und rund jedes vierte als Radfahrer unterwegs. 10- bis 14-Jährige verunglückten am häufigsten auf ihrem Fahrrad“ (Kinderunfälle im Straßenverkehr 2012, Statistisches Bundesamt).
Zurück zur Technik, wie gehts weiter mit dieser Erfindung? Die TMU dazu:
„Die kleinen Sender können in Kleidung oder Schulranzen integriert werden. Als Transponder könnte in Zukunft aber auch das Handy dienen, denn ein Großteil der Menschen trägt es ohnehin ständig bei sich. Es bedarf lediglich kleiner Änderungen an der Geräte-Hardware. Ein großer Hersteller von Mobiltelefonen hat bereits Interesse an dem System gezeigt.“
Ich werde mal rundum die Autohersteller befragen, was die davon halten. Nein, die Welt wird übermorgen nicht anhalten, nur und wegen dieser kleinen Transponder. Auch angesichts der extremen Standards, die Autohersteller gerne einhalten, bevor sie irgendein System ins Auto integrieren. Externe Anbieter haben es dahingehend schon einfacher. Nur, da ist noch ein unbestellter Acker, was das Thema angeht. Leider konnten sich in den vergangenen Jahrzehnten diese externen Anbieter – außer vielleicht Web-Cam, Navigations- und Radarsystemanbieter – aufgrund der engen Fahrzeugsystemintegration nicht großartig entwickeln. Das könnte sich mit dem Aufkommen des Internet of Things rapide ändern!