Stell Dir vor, Du fährst auf der Autobahn mit 120 und machst das, was jeder macht. Einmal kurz umschauen, der Kopf geht nach links, die Hände leider auch. Schon ist man auf der Überholspur und fährt einem Porsche mit 250 vor die Nase. Nicht gut, gar nicht gut!

Da hilft doch bestimmt ein Google Auto, das beste vom Besten. Das Ultimative! Schmarrn, die fahren nicht automatisch! Nicht so, wie es der Öffentlichkeit vorgegaukelt wird. Google füttert den Computer mit maximal präzisen Fahrdaten und legt die Route vorab fest. Sobald es aber auf unbekannte Wege geht, ist der Computer absolut fahrunfähig. Die können nicht mal auf einen leeren Ikea-Parkplatz fahren, wenn man mal so spontan möchte… der Ingenieur müsste dazu erstmal alles ausmessen und mit den Kartendaten abgleichen. Das ist also schon mal nix.

Kommen wir zur technischen Realität und nicht zum Science Fiction á la Google Boys. Genau aus diesem Grund existieren seit Jahren sogenannte Lenkassistenzsysteme. Die den Fahrer üblicherweise mittels Warnsignalen vor dem unbeabsichtigen Verlassen der Fahrspur warnen. Manche Hersteller lassen den Sitz links oder rechts vibrieren (Citroen), andere lassen das Lenkrad vibrieren (Mercedes). Das sind sogenannte passive Systeme. In aktiven Systemen wird das Auto einseitig eingebremst und somit wieder in die Spur zurückgeholt.

Das LKAS im Honda Accord: Ein Must Have
Honda Accord
Das mit Abstand beste System hat Honda schon seit 2006 integriert. So fahre ich testhalber zur Zeit den Honda Accord Tourer, der mit diesem System ausgestattet ist. Es nennt sich kurz „LKAS“ = „Lane Keeping Assistant System„. Es handelt sich ebenfalls um einen Vertreter aus der Gattung der aktiven Lenkhilfen. Statt einseitig einzubremsen, greift das System nicht nur beim unbeabsichtigten Verlassen der Fahrspur ins Lenkrad (!), mittels leichten Lenkkorrekturen. Es hilft dem Fahrer auch kontinuierlich beim Einhalten der Fahrlinie, ohne dass man die Fahrspur verlassen müsste. Als Fahrer bemerkt man die systembedingten Eingriffe ins Lenkrad nur sehr leicht, es ist weder aufdringlich noch nervig.

Die Idealkonfiguration für entspanntes Fahren
Und es ist absolut genial, was das Feeling angeht. Folgende Konfiguration ist mit das beste, das ich zur Zeit da draußen kenne, wenn es um das aktive Systemfahren geht: Der Fahrer schaltet den Tempomat ein, stellt das Tempo auf besagte 120 ein. Dann aktiviert er das „ACC“ (Active Cruise Control), schon hält der Wagen automatisch Abstand zum Vordermann. Sollte kein Vordermann da sein, hält es eben die 120 KM/h. Und drittens aktiviert man das Lenksystem.

Honda Accord LKAS

Schon kann man wunderbar entspannt auf der Geraden ebenso wie in leichten Kurven zusammen mit dem System lenken. Ich nenne es „faules Lenken“. Denn man könnte theoretisch das Lenkrad für ca. 15 Sekunden loslassen und der Wagen wird dann selbständig vom System gelenkt. In der Praxis funktioniert das unglaublich gut. Zunächst hat man natürlich Bammel, aber man lernt die Zuverlässigkeit zu schätzen. Klar ist das nicht zum automatisierten Fahren gedacht.

Entspannt und Ermüdend oder Erholend: Der Selbsttest
Die Lenkhilfe entspannt den Fahrer wesentlich! Ich hatte mich selbst einem Test unterzogen. Ich war eigens spät am Abend gegen 22 Uhr losgefahren, um rund 800 KM hinter mich zu bringen. In einem Stück, natürlich mit Pausen. Da ich bereits bei Fahrantritt leicht müde war, wäre ich zwischen 1 und 2 Uhr morgens todmüde gewesen (irgendwann kennt man seine Grenzen, das sind meine). Denn das Fahren bei Nacht bedingt eine extrem hohe Lenkkonzentration. Was sich naturgemäß in einer Erschöpfung bemerkbar macht.

Mittels dem LKAS und ACC System vom Honda – und das hat mich selbst sehr erstaunt – bin ich irgendwann un 5/6 Uhr morgens nicht einmal ansatzweise so müde wie erwartet – im Sinne von fahrunfähig, weil die Augen rollen und nicht mehr fokussieren können – am Ziel angekommen. So unscheinbar dieses System auch sein mag und der „coole“ Autofahrer solche Systeme als Entmündigung empfindet, es hilft ungemein beim Entspannten fahren und schont die Energien des Fahrers. So ist es auch kein Wunder, dass der Honda Accord in meinen Augen mittels diesem System zu den besten Reisefahrzeugen gehört. Wenn es etwas gibt, das für Reisende wichtig ist, dann das aktive Lenksystem. Zusammen mit Tempomat und Abstandsradar kommt man sicherer und bequemer nicht mehr an.

Gesetzliche Vorgabe?
Auch auf kürzeren Reisestrecken hilft das System so gut mit, dass ich es eigentlich nicht mehr missen möchte. Mehr noch: Es sollte gesetzlich in jedem Fahrzeug vorgeschrieben sein. Ein aktives Lenkhilfesystem schützt den Fahrer vor großen Dummheiten. Und es hätte wohl meinem verblichenen Freund davor beschützt, nachts mit über 200 KM/h einzuschlafen, ausgerechnet eine Böschung hochzujagen und den einzigen Baum in der Gegend zu erwischen, der am Wegesrand 50 Meter von der Fahrbahn entfernt herumstand. Viel zu erkennen war nicht mehr, weder vom ihm noch vom Auto. Es hätte gebiept, es hätte vibriert, es hätte am Gurt stark und deutlich gezogen. Er hätte die verdammte Böschung gar nicht erst erwischen können, um im Baum zu landen. Bis hin zur automatischen Bremseinleitung aufgrund des dafür vorhandenen Radars im Honda, was absolute Notfälle angeht. Nur, damals gab es keine solchen Systemen in seinem beknackten BMW 3er Cabrio. Heute gibt es solche Systeme, aber in immer noch viel zu wenigen Autos.

Gut so, dass ein neuer Golf 7 das aktive Lenksystem kennt und hat. Leider nur als Sonderausstattung.

Blogger seit 2003. Technikaffin, neugierig, am technischen Wandel der Zeit interessiert, Anhänger und Skeptiker des Fortschrittsglaubens. Track Record meiner ex-Blogs: MEX-Blog 2003-2005 (Wirtschaftsblog), WoW-Blog 2005-2009 (Gamingblog), 321Blog 2007 (eBay), BasicThinking 2003-2009 (Tech&Startups). Aktive Blogs: RobertBasic.de seit 2009 und Buzzriders.com seit 2011.

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2 Comments

  • […] Teilautonomens Fahren Level 2: Distronic Plus und Stop&Go Pilot Level 0 bis Level 2 kann heute als erreicht bezeichnet werden. Schauen wir uns das anhand von konkreten Beispiel an. Hierzu eine mögliche Fahrsituatuion: Du fährst auf der Autobahn und möchtest nicht mehr aktiv eingreifen, um den langen Weg relativ stressfrei zu bewältigen? Früher konntest Du nur einen Tempomaten einschalten, eine bestimmte Geschwindigkeit vorgeben und musstest Dich um das Lenken und Bremsen kümmern. In einem topaktuellen Fahrzeug schaltest Du einen dynamischen Tempomaten ein, der nicht nur die Geschwindigkeit steuert, sondern über Sensoren verbunden beim Auffahren auf einen langsameren Vordermann selbständig abbremst. Blinker setzen, überholen und wieder einscheren. Das ist Deine Aufgabe. Wenn Du es ganz bequem haben möchtest, schaltest Du ein aktives Spurhaltesystem ein, das den Wagen automatisch mittig in der Spur hält. Lenken musst Du eigentlich nicht mehr, nur noch beim Verlassen der Spur. In Deutschland wird spätestens nach 15 Sekunden – nach einem gesetzlich festgelegten Zeitpunkt – ein manueller Lenkeingriff verlangt. Du musst lediglich ca. alle 14 Sekunden das Lenkrad um 1-2 Grad drehen, um dem System quasi vorzugaukeln, dass Du aktiv lenkst. Eigentlich werden diese Systeme nicht als aktive Fahrhilfe verstanden, mehr als passives Instrument. Sie können ohne Weiteres aber als autonome Fahrsysteme genutzt werden. In diesem Artikel beschreibe ich, wie das konkret aussieht: Das beste halbautomatische Lenksystem: Honda Accord. […]

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